Katja Maechtel

Katja Maechtel im Gespräch mit Studio Asam

Sechs keramische Massen, sechs Farben, das Doppelte, die Hälfte, das Dreifache: Katja Maechtel geht in der Konzeptionierung ihrer Arbeiten vor wie eine Wissenschaftlerin auf der Suche nach der perfekten Zusammensetzung eines Rezeptes und dessen Ablauf. Ihre Künstlerischen Arbeiten und ihre Gedrehten Serien, die sich der Funktionalität eines Gebrauchsgegenstandes annähern, kreisen um diese Zusammensetzungen und sinnlichen Abläufe in der Wiederholung. Was dabei rauskommt, sind Geschirr-Serien, die zwar unaufdringlich aber trotzdem unübersehbar sind. 

Wie haben Sie den Weg zur Keramik gefunden?

Ich habe schon als Kind gerne mit Ton gearbeitet. Das war mein Medium. Aber in der Schule kam das wenig dran, selbst im Leistungskurs Kunst. Nach der Schule habe ich mich für Kunsttherapie interessiert, aber ich war noch zu jung. Ich habe dann in Karlsruhe eine Töpferlehre gemacht. Danach bin ich an das IKKG in Höhr-Grenzhausen, um weiter mit Ton arbeiten zu können und die Vielfalt von Keramik kennenzulernen. Im letzten Studienjahr bin ich nach Dänemark an die Designskole. Das hat mich wirklich beeindruckt und verändert. Dort war der Fokus nicht nur auf das einzelne Resultat, sondern auch auf den Formprozess und die Serie. Es gab die Möglichkeit, sich den Formen philosophisch zu nähern. Da konnte ich meine Ideen ausleben.  

Was für Ideen waren das?

Mich hat schon immer der Hefeteig fasziniert, seine Haptik und Formfindung. Das Verhältnis der Zutaten in einem Rezept zu seiner Form. Das wollte ich auf den Ton übertragen. Meine Diplomarbeit hieß „Wer alle Tage Kuchen isst, sehnt sich nach Brot“. Es gab 12 Positionen, 12 Tische, 12 Gedankengänge. Es hat sich aber gezeigt, dass meine Arbeit für das Studium keramisch und inhaltlich zu frei war. Ich bin dann in München in der Akademie der Bildenden Künste in der Klasse von Norbert Prangenberg aufgenommen worden. Dort wurde mit allen Materialien gearbeitet. 

Wie sind dann diese funktionalen Formen dazugekommen?

Das hatte seinen Ursprung in Dänemark. Ich war nie eine sichere Dreherin, aber ich bin dort auf der Drehscheibe dem Gedanken mit dem Teig nachgegangen. Ich habe ein Kilo Teig, also Ton, auf die Scheibe gelegt und dort homogenisiert und ihm in einfachen Formzügen seine Form gegeben. Ich habe mit verschiedenen Tonsorten experimentiert, denn jede dreht sich anders. Dann habe ich verschiedene Mengen verwendet, 200 Gramm für Becher, 800 Gramm für einen Teller. Das Vorgehen war dann entweder: hochziehen und stoppen oder in die Fläche gehen und stoppen. Für jedes Tongewicht seine Form finden. Nach meinem Diplom in Deutschland lud mich die Galerie Handwerk zu einer Ausstellung ein. Ich bin dafür auf die Suche nach den richtigen Tonsorten gegangen. Ich wollte eine Farbskala von hart bis weich, von warm bis kalt. Meine Vorstellung war: sechs unterschiedliche Positionen am Tisch, und jeder sucht sich seine Farbe, seinen Charakter.

Das ist ja eine Besonderheit bei Ihnen, dass Sie die Farbigkeit des Geschirrs über das Material erhalten.

Ich glasiere nur transparent und wirklich nur die funktionale Fläche. Ich nutze Porzellan in Weiß und Cremeweiß, Steinzeug in Steingrau und Grau und Steingut in Creme und Ocker. Für meine Serie „Einschenken“ kam dann noch Steinzeug in Schoko dazu. Die Leute sind überrascht, weil sie denken, wenn die Formränder so zart aussehen, dass das kein Ton sein kann. Aber ich drehe alle Massen gleich, und alle sind für mich gleichwertig.

Ich finde es zudem erstaunlich, wie gut Sie die unterschiedlichen Materialien im Griff haben. Porzellan wird ja beim Brennen viel kleiner. Sie haben auch eine ganz eigene Formensprache.

Ich mache ja kein Service, ich mache Formen, die nach oben gehen oder in die Fläche. Obwohl ich diese Arbeiten immer wiederhole, werden sie auch immer anders. Ich möchte, dass die Objekte eine Funktionalität haben können, sich in den Alltag integrieren und dort zu Ruhepolen werden. Die Strukturen kommen ja dann über die Inhalte, die in und darauf präsentiert werden. Aber ich finde auch, dass meine Formen nicht nur Silhouetten sind. Sie haben etwas Malerisches, Zeichnerisches. Der farbige unglasierte Scherben bietet auch ein offenes haptisches Spiel in Form und Farbe.

Ich möchte, dass die Objekte eine Funktionalität haben können, sich in den Alltag integrieren und dort zu Ruhepolen werden

Vita
1971
2006
1999–2005
1997–1998
1995–1999
1991–1994
geboren in Karlsruhe
Diplom
München, Akademie der Bildenden Künste, Klasse Prof. Norbert Prangenberg (Meisterschülerin)
Kolding (DK), Designskole
Koblenz, Fachhochschule - IKKG, Freie Kunst/Keramik (Diplom)
Karlsruhe, Lehre zur Keramikerin
Auszeichnungen
2010
2008
2003
2002
2001
2000
1999
München, I.H.M., Ideen für die Küche, Anerkennung
München, Danner Stiftung, Danner-Preis 2008
Frechen, Keramikpreis der Frechener Kulturstiftung
München, Prinzregent-Luitpold-Stiftung, Stipendium
Diessener Keramikpreis
München, Bayerischer Staatspreis für Nachwuchs-Designer, Anerkennung
Magdeburg, Richard-Bampi-Preis, 2.Preis
München, I.H.M., Bayerischer Staatspreis
Ausstellungsbeteiligungen
2021
2019
2013
2012
2011
2010/11
2010
München, Neue Keramik in Schloss Lustheim
München, Galerie Handwerk, Das Gleiche im Anderen
München, Archäologische Staatssammlung, Keramik - Inspirationen
Materiales Denken, 25 Jahre IKKG
Kunststation Kleinsassen, Keramikmuseum Westerwald, Ludwigmuseum Koblenz, Europäische Kunstakademie Trier Schwalmtal, Galerie im Turm, Räume München, BKV,
1000 Gramm
Landshut, Stadtresidenz, Aufgetischt,
Sammlung Rudolf Strasser
Nürnberg, Neues Museum, Gedrehte Serien. Keramik (E)
München, Galerie Handwerk, Rotation
Nürnberg, Neues Museum, Gedrehte Serien. Keramik (E)
München, Galerie Handwerk, Rotation