Kati Jünger
Kati Jünger im Gespräch mit Studio Asam
Kati Jünger treibt die Keramik an die Grenzen. Sie experimentiert mit neuen Materialien wie Epoxidharz oder Metall. Sie lässt das Ornament auf die Oberfläche los und holt die Zeit vor dem Bauhaus zurück an die Oberfläche. Dabei versucht sie nicht vergangene Zeiten wieder aufzupolieren, sondern sie nimmt im Gegenteil die Technik des Ornaments und holt sie in die Gegenwart. Ein Gespräch über Motivation und Experimentierfreudigkeit.
Ihre Becher sind richtige Sammlerstücke.
Ja, jeder Becher muss anders aussehen. Auch wenn ich das Motiv manchmal wiederhole, bekommen sie dann eine andere Farbe. Das ist anstrengend, vor allem wenn es Auftragsarbeiten sind. Das laugt mich aus. Dabei habe ich die Becher nie ernstgenommen. Meine große Leidenschaft sind die Vasen und Teekannen. Teilweise wollte ich schon wieder aufhören mit den Bechern. Sie sind mehr eine Lockerungsübung.
Aber eine sehr schöne Lockerungsübung. Und den Gedanken, dass man sich diese gestalteten Objekte mit nach Hause nehmen kann, um sie zu benutzen, finde ich auch sehr schön.
Die Leute wollen nichts anderes mehr. Ich habe viele Stammkunden, die nur wegen der Becher kommen. Ich habe die Becher schon auf der Messe in Paris verkauft und auch eine Zeit lang in einem Geschäft in New York. Da habe ich viele Becher mit Madonnenmotiven hingeschickt. Die Leute waren ganz wild drauf, dabei habe ich das gar nicht als religiöse Kunst gedacht.
Wie wichtig ist der Faktor „Handgemacht“?
Letztens hat jemand einen Becher für ein kleines Mädchen gekauft. Das Kind hat sich so gefreut über diesen selbst gemachten Becher. Und mich motiviert das, weiterzumachen. Ich glaube, es gibt auf der einen Seite die Sehnsucht nach den schönen Dingen. Andererseits ist mir aber auch wichtig, den Gebrauchswert der Gefäße zu erhalten. Das ist die Innovation. Denn diese Energie aus Gestaltung und Funktion, die erschafft nur das Kunsthandwerk.
Woher kommen die vielen Motive, die Sie für die Becher verwenden?
Das sind Sachen, die ich auf Flohmärkten finde. Aus denen mache ich dann Gipsformen. Ich habe hier einen Schrank mit verschiedenen Schubladen für Formen von Tieren, Pflanzen, Menschen, Ornamenten. Mit denen arrangiere ich die Becher. Wobei sich das auch verändert hat. Ich mache die Becher jetzt seit etwa 15 Jahren, am Anfang habe ich Perlen und Glasschnüre verwendet.
Sprechen wir von Ihrer Leidenschaft: den Vasen und Teekannen. Warum finden Sie diese Formen spannend?
Die Vasen sind groß, da kann ich groß arbeiten. Am liebsten würde ich ja noch größere Vasen machen, aber da bin ich durch den Ofen beschränkt. Die Vasen füllen den Raum, optisch und haptisch, und sie haben eine Funktion.

Ich versuche, an das Extrem zu gehen. Ich reize die Möglichkeiten des Materials aus.
Auch Ihre Vasen haben gestaltete Oberflächen.
Das ging mir immer zu schnell, man dreht die Vase und fertig. Das ist nichts für mich. Je länger es dauert, desto besser. Ich mag dieses meditative Arbeiten. Ich verwende Tonornamente, ich drehe den Ton zu dünnen Schnüren, oder ich mache quadratische Scheiben und montiere diese dann. Oder ich nehme Plastikfunde aus dem Fluss, die sich durch das Wasser und die Sonne verändert haben und gieße sie in Epoxidharz. Am Anfang bin ich dafür natürlich viel angegriffen worden.
Wie das?
Ich komme aus einer Künstlerfamilie. Gestaltung war bei uns Normalität. Aber natürlich ist es Fluch und Segen. Bei uns sind ja viele Leute ein- und ausgegangen. Dekor auf der Keramik war seit dem Bauhaus verpönt. Nach dem Tod meines Vaters habe ich mit diesen Bechern angefangen. Den Leuten ist die Kinnlade runtergefallen. Aber mir war das egal.
Mut und Gelassenheit gehören zu Ihrem Werkstoff auf jeden Fall dazu. Sie müssen Ihre Objekte nach der Fertigung dem Ofen überlassen.
Ich habe jetzt seit 34 Jahren meine Werkstatt. Ich muss den ganzen Tag warten und bin nachts aufgeregt, ob es was wird. Aber ich freue mich darüber.
Und wenn es nicht klappt? Korrekturen sind bei der Keramik ja gar nicht so einfach.
Das ist klar. Je öfter etwas gebrannt wird, desto risikoreicher. Ich brenne die Sachen eh schon dreimal. Wenn es nicht klappt, ist teilweise die Arbeit von einem Monat kaputt. Die Sachen kommen dann auf den Balkon und werden den Naturgewalten überlassen.
Aber das scheint Sie nicht abzuhalten.
Ich bin extrem, ich probiere immer wieder etwas Neues aus. Als ich mit dem Epoxidharz angefangen habe, habe ich zehn Kannen gemacht. Und dann, als sie fertig waren, habe ich heißes Wasser reingeschüttet und ping, ping, ping ist das Epoxidharz gerissen. Aber ansonsten ist mir das zu langweilig. Ich versuche, an das Extrem zu gehen. Ich reize die Möglichkeiten des Materials aus.
Holen Sie sich auch neue Ideen von Ihren Kolleg*innen?
Es ist schön, andere Keramiker*innen zur treffen. Die sind so geerdet. Und andere Arbeiten zu sehen, ist auch gut. Jedes Mal, wenn ich zurück komme, denke ich: Jetzt muss hier ein ganz neuer Wind rein. Jetzt muss ich die Dinge ganz anders machen.
Objekte von Kati Jünger
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Teekanne I
500,00 € -
Teekanne II
500,00 € -
Teekanne III
500,00 € -
Teekanne IV
500,00 € -
Becher I
78,00 € -
Becher II
78,00 € -
Becher III
78,00 € -
Becher IV
78,00 € -
Becher V
78,00 € -
Becher VI
78,00 € -
Becher VII
78,00 € -
Becher VIII
78,00 € -
Becher IX
78,00 € -
Becher X
78,00 € -
Schale | Blume
120,00 € -
Schale | Kristalline Struktur
120,00 € -
Schale | Fisch
120,00 € -
Schale | Lineare Struktur
100,00 € -
Schale | Blüte
80,00 €
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