Karl Iaro
Karl Iaro im Gespräch mit Studio Asam
Die Mobiles, die Karl Iaro fertigt, bestehen aus dichroitischen Spiegeln. Das Glas dieser Spiegel wird speziell beschichtet, so dass sich ein dünner Film darauflegt. Dieser lässt nur einen Teil des Spektrums durch und reflektiert das restliche Licht. So entstehen spannende Farbspiele, die sich den Weg durch den Raum suchen. Ein Gespräch über das Licht und seine Wirkung.
Sie haben Industriedesign studiert. Wie haben Sie Ihr Studium erlebt?
Es war eine gute Entscheidung. Ich hatte davor kurz Maschinenbau studiert, weil ich den Traum hatte, ein Erfinder zu sein. Aber das war viel zu trocken. Ich wollte etwas kreieren, und da war Industriedesign genau das Richtige. Es gab viel zu tun, zu lernen und zu bedenken. Dabei war die Herangehensweise angenehm offen und selbstständig.
Sie waren während des Studiums auch in Barcelona und Porto.
Ich habe dort etwas studiert und Praktika gemacht, dabei hatte ich viel Zeit um herauszufinden, was und wie ich arbeiten will. Ich habe gemerkt, dass es mir egal ist, auf welchem Stuhl ich sitze und in welchem Bett ich liege. Aber ich kann nicht mit jedem Licht leben.
Wie ist Ihnen das klar geworden?
Wenn ich irgendwo länger lebe, dann verändere ich das Licht. Eine nackte Glühbirne an der Decke habe ich mit einer Bäckertüte, die ich vorher eingeschnitten hatte, verpackt.
Was interessiert Sie am Licht?
Licht hat einen starken Einfluss auf die Stimmung. In einem Raum hat man mehrere Möglichkeiten, Lichtquellen zu nutzen. Es gibt das helle Deckenlicht, das Licht zum Lesen, eines am Arbeitsplatz. Jede Lichtquelle hat ihre Aufgabe und muss richtig positioniert sein und die richtige Helligkeit haben.
Ihre Mobiles reagieren sehr speziell auf das Licht, da sie dieses auf eine besondere Art brechen.
Die Mobiles sind selbst keine Leuchtkörper, sie funktionieren nicht ohne Licht. Sie bestehen aus dichroitischen Gläsern, die beidseitig beschichtet sind. Die Beschichtung lässt nur bestimmte Wellenlängen durch, der Rest wird gespiegelt, so bekommt man farbige Schatten und Reflexe in der jeweiligen Gegenfarbe. Manchmal sieht man die Illusion eines Tunnels, da sich das Licht zwischen den spiegelnden Oberflächen fängt. Im Sonnenlicht oder in einem Spotlight ist dieses Lichtspiel besonders aufregend. Bei gänzlich diffusem Licht hingegen werden die Scheiben beinahe unsichtbar. Somit hat das Mobile je nach Licht einen anderen Charakter.
Wie sind Sie an dieses Material gekommen?
Mein Vater arbeitet in der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Im gleichen Saal ist die Glaswerkstatt. Da hatte ich auch diese Gläser schon mal gesehen. Als ich meine Bachelor-Arbeit präsentiert habe, hat mich ein Gastprofessor wieder daran erinnert. Die Idee mit dem Mobile kam dann recht schnell, als ich die Gläser in der Hand hatte. Die Mobiles bewegen sich beim leisesten Luftzug, wie von Geisterhand, und im Licht malen sie dieses Farbspiel an die Wände. Ich finde spannend, wie man als Betrachter innerlich mitbewegt wird, während man körperlich ganz ruhig bleibt. Es vollzieht sich ein Tanz zwischen Licht, Blick und Geist, daher auch der Name: Der Liebenden Tanz.
Wie sind die Mobiles aufgebaut?
Ich befestige die Gläser mit speziellen Hülsen an einem Faden, der dann zu dem Gestänge geht. Das ist alles sehr filigran und dünn, sodass es fast keine Schatten wirft, und man nur die farbigen Schatten der Gläser sieht.
Denken Sie die Schatten bei Ihren Arbeiten immer schon mit?
Mein erster Gedanke gilt dem Material, wie es das Licht aufnimmt und reflektiert. Die Schatten kommen im weiteren Entwurfsprozess. Ich beobachte, was passiert, und gehe teils darauf ein. Bei den Mobiles finde ich es aber schon fast magisch, wie diese farbigen Schatten wandern und wie sie auch die Schatten von anderen Objekten einfangen.

Die Mobiles bewegen sich beim leisesten Luftzug, wie von Geisterhand, und im Licht malen sie dieses Farbspiel an die Wände.